Das Gigele Weible

Unsere Geschichte,

Mit Fug und Recht – nur “unser Gigeleweible.” Um dieses Gigeleweible spricht ein alte Sage, oder besser gesagt “die” alte Sage von Rulfingen. Das heutige Rulfingen hat damals noch Ruolfingen geheißen. Das “Gigele” – eigentlich kein richtiger natürlicher Berg, sondern eine im “Frondienst” erschaffene Erhöhung. Von dieser Erhöhung aus, wurden früher bei Annäherung eines Feindes Rauchzeichen gegeben. Mit ein paar andern künstlichen oder natürlichen Erhöhungen im näheren Umkreis wurde auf diese Weise sozusagen telefoniert. Dies ist eine Tatsache. Aber wir wollen übergehen zur Sage. Die Sage vom Gigele war folgend: Beim Gigele stand ein prächtiges Schloß. In diesem wohnte eine reiche Schloßherrin. Beim ersten Leuten der Ennetacher Kirche stürzte sie sich verzweifelt in´s Schwert. Das ist eine mündliche Überlieferung. Wir hätten jedoch gerne ein schriftliche Wiedergabe dieser Sage. Bei einer Beschreibung allerlei Sagen aus dem Jahre 1894 fanden wir folgenden Auszug: . 24. August 1894 – Südlich von Ruolfingen liegt der “Kügelebühl”, in welchem man ein Hügelgrab vermutet. In diesem Hügel soll sich, der Sage nach, das “Kügeleweib” verbergen, welches, die Kinder zu strafen oder zu belohnen, im nahen Dorfe umgeht.

Nach längerem suchen fanden wir in einer damaligen Zeitung die “Ortsgeschichte von Ruolfingen”, die diese Sache etwas ausführlicher zu Tage bringt. Beim Gigele war ein stolzes Schloß. Die Schloßherrin – eine Heidin – ließ ihre Gefangenen Untertanen oft bis zum Tode schuften und hetzte die Hunen auf das Dorf Ruolfingen. Das heidnische Weib sei ungewöhnlich alt geworden. Als in Ennetach, das damals “Enodach” hieß, von der dortigen Kirche das erste mal die Glocke läutete, sah sie für ihr Verhalten keinen Ausweg mehr und stürzte sich in ihr Schwert. Die Ennetacher Kirche war im weiten Donauraum die erste Kirche. Das stolze Schloß sei dann in Ruolfingen in den Boden versunken, Fromme Ritter, die in Ruolfingen den heute noch stehenden Turm bei der damaligen Ulrichskapelle bauten, waren froh, dass das Heidentum einem Ende zu ging. Da der Turm nachweislich auch um diese Zeit gebaut wurde, haben wir eine zeitliche Übereinstimmung. So wurde das befragte Gigeleweible eine Geistergestalt, die im Dorf eigentlich bis zur heutigen Zeit lebendig blieb. Wohl glaubt heute kein Mensch und auch kein Kind mehr an Geister. Das Geisterwesen als solches wurde in unserem Zeitalter nicht mehr direkt gesehen, aber in den Köpfen der Rulfinger geistert dieses Gigeleweible doch noch herum. Kein Wunder, dass der Gedanke laut wurde, im Narrenverein eine Häsgruppe mit “Gigeleweible” zu machen, was für Rulfingen auch echt belegt werden kann. Nach jahrelangem hin und her wurde dieses Vorhaben von Yvonne Watzke in die Tat umgesetzt. Sie modellierte die Maske des Gigeleweible und entwarf dass zugehörige Häs. Auf diese Weise ist auch die Gewissheit gegeben, dass von der alten Sage, die schon fast in Vergessenheit geriet, wieder gesprochen wird.